Bericht aus der AZ vom 25.02.2017
Von Bardo Rudolf
MTV 1817 Alle Abteilungen des Vereins nehmen anlässlich des 200. Geburtstags am Rosenmontag teil
MAINZ - Da saßen sie nun zusammen und überlegten, wie sie dieses in Mainz für einen Turnverein bisher einzigartige
Jubiläum würdig feiern könnten. 200 Jahre alt wird der MTV 1817 in diesem Jahr. Und schnell kam die Idee auf, am
Rosenmontagszug mitzulaufen. So wie beim 175. Geburtstag. So wie, nach Recherche des MTV-Vorsitzenden Rüdiger
Ulrich, auch beim 150. Geburtstag. „Alle waren sofort dafür und begeistert“, erklärte Ulrich. Und deshalb fiebern
nun rund 130 Vereinsmitglieder dem Montag entgegen, wenn sie die 7,2 Kilometer lange Strecke durch die Straßen
der Stadt laufen werden.
„Das wird ein Riesenevent“, freut sich Ulrich. Zumal die Zugleitung die Vorfreude des Vereins noch erhöhte, als
sie dem MTV im Ablaufprogramm die Wunschnummer 17, passend zum Gründungsjahr, zuwies. Dieser Ehre wollen
sich die 1817er als würdig erweisen und deshalb nicht nur einfach den Weg abmarschieren, sondern den 500000
erwarteten Zuschauern auch einiges bieten.
Dazu schiebt die Männer- und Jugendriege des Vereins Turngeräte durch die Mainzer Straßen. Immer, wenn der Zug
steht, geht es dann auf die Holmen eines Hochbarrens. „Oberarmständer, Handstände, Rollen, Abgänge“, wollen die
Turner zeigen, dazu an einem Seitpferd Kreisflanken. Es wird also eine anstrengende Zugteilnahme, weil die Sportler
die Geräte nur mit ihrer Muskelkraft bewegen werden. Vorher müssen die Verantwortlichen allerdings noch die Straßen-
tauglichkeit ihrer Sportausstattung herstellen. „Wir präparieren noch den Barren mit größeren Rollen, damit wir ihn
gut durch die Stadt schieben können“, erklärt Ulrich.
Damit die Formationen auch gut aussehen, haben die Turner Sonderschichten in ihren Trainingseinheiten eingelegt.
Doch bilden sie nur einen Teil der großen 1817-Gruppe beim Rosenmontagszug. Auch die Turnerinnen laufen mit und
zeigen Bodenturn-Übungen. Aber auch alle weiteren Abteilungen des Vereins werden vertreten sein. Vorweg trägt
ein Mitglied die historische Vereinsfahne des MTV. Begleitet wird er von Detlef Mann, dem Präsidenten
des Rheinhessischen Turnerbundes (RhTB), der das RhTB-Banner präsentieren wird.
Dahinter zeigt die Rhythmische-Sportgymnastik-Gruppe mit Seilen, Keulen und Bänder ihr Können. Die D-Junioren-
Fußballer, einige Tennis-Spieler, Handballer, Volleyballer und Badminton-Spieler komplettieren das Gesamtbild des
Vereins. Dabei stellt jede Abteilung nur eine kleine Abordnung. „Es wären gerne noch mehr mitgelaufen, aber wir
mussten die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen beschränken“, erläutert Rüdiger Ulrich.
Einige von ihnen haben vor sieben Jahren schon Erfahrung in der aktiven Straßenfassenacht gesammelt. Damals
liefen sie in der Gruppe des Rheinhessischen Turnerbund beim Jugendmaskenzug mit und warben für das rheinland-
pfälzische Landesturnfest, das 2010 in Mainz stattgefunden hatte. Diesmal sind sie nun beim Höhepunkt der
Kampagne dabei und werden alles daran setzen, den Weg durch die Innenstadt-Straßen zu genießen.
Nur der Blick auf die Wettervorhersage trübt die Vorfreude der 1817er etwas. „Wir hoffen, dass es nicht
regnet“, macht Rüdiger Ulrich klar. Denn dann müssten die MTVler möglicherweise ihr geplantes Programm
einschränken. Und dann werden auch nicht ganz so viele Menschen am Rand des Zuges stehen wie es bei
schönem Wetter der Fall sein wird. So oder so wird der Rosenmontagszug zu einem Höhepunkt des
Jubiläumsjahres für den MTV, den es schon gab, als sich montags noch kein Lindwurm durch die Mainzer
Straßen geschlängelt hatte. Und vermutlich wird es für die 1817er auch nicht die letzte Teilnahme an
er närrischen Großveranstaltung werden. 2042 feiert der Verein seinen 225. Geburtstag. Und dass der
MTV dann wieder mitläuft, ist inzwischen ja schon eine Tradition.
Die Woche begann für den Mainzer TV von 1817 mit einem Empfang bei Ministerpräsidentin Malu Dreyer
(vorne, Zweite von rechts). Die würdigte das bis heute andauernde Engagement des nun 200 Jahre alten
Vereins. Der MTV-Vorsitzende Rüdiger Ulrich (vorne rechts) überreichte Dreyer eine Kugelschreiber mit
der Prägung des Jubiläumsmottos. In der Kappe des Kugelschreibers versteckte sich ein USB-Stick, auf
dem die Vereinsgeschichte eingespeichert war. "Das ist aber modern", sagte Dreyer, worauf Ulrich
entgegnete: " Wir sind ein moderner Traditionsverein." Foto: Staatskanzlei
Bericht aus der AZ vom 16.02.2017:
MTV Mainz 1817 startet in den 200. Geburtstag mit Akademischer Feier / Zahlreiche Festreden und Sportbeiträge (Bericht AZ vom 22.01.2017)
Von Michael Heinze
MAINZ - „Der Verein, der bewegt!“ – so lautet der Slogan, mit dem der Mainzer Turnverein von 1817 auf seinem Briefkopf wirbt. Und dieses Motto trifft den Nagel auf den Kopf. Mit einer Akademischen Feier im historischen Ambiente des Frankfurter Hofs eröffnete der MTV gestern offiziell das Jahr seines 200-jährigen Jubiläums – eines einzigartigen Jubiläums im Bundesland.
„Wir sind der älteste Turnverein in Rheinland-Pfalz und zweit- oder vielleicht drittältester Turnverein in Deutschland“, machte 1817-Vorsitzender Rüdiger Ulrich vor knapp 350 geladenen Gästen bei der mit eleganter Sportgymnastik, turnerischer Dynamik am Boden sowie Power und Spaß am Barren angereicherten Veranstaltung deutlich. Seit Anbeginn, als in den Zehnerjahren des 19. Jahrhunderts erstmals regelmäßig junge Menschen zusammentrafen, um sich in der Jahnschen Turnkunst zu versuchen, ist dieser Verein ein Klub, der die Menschen ordentlich in Bewegung bringt. In seiner launig-humorvollen Festrede schlug Ulrich den Boden von den wechselhaften Anfängen im politischen deutschen Einheitsgewirr über all das, was der MTV durchlebt, was ihn geprägt hat, was ihn auszeichnet und welche Visionen er für die Zukunft hat.
Mit 1550 Mitgliedern zählt der Traditionsklub von der Schillstraße zwar nicht zu den Top-Ten der mitgliederstärksten Vereine in Rheinland-Pfalz. Doch die Basisarbeit, die hier seit Generationen in der bevölkerungsreichen Oberstadt geleistet wird, ist Gold wert. In den Sportarten Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Badminton, Tennis, Fechten und Kegeln gehen die sportiven Protagonisten ebenso mit Verve zur Sache wie in der ältesten Abteilung, dem, Turnen.
Vereine wie der MTV 1817 seien „Ausdruck der Demokratie“, sagte Sportstaatssekretär Günter Kern, der den 17ern als alter Faustballer besonders verbunden ist. „Sie schaffen als bürgernahes und echtes soziales Netzwerk einen Ort des Austauschs, an dem man sich mitteilt und Freunde findet.“ Sportdezernent Günter Beck und der eigens aus Bayern angereiste Dr. Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turnerbundes, würdigten ebenso die wertvollen Verdienste der 17er. Hölzl sprach vom MTV als einem „Zukunftsmodell“, weil er unter anderem
„die Chance für bürgerschaftliches Engagement eröffne“ und überreichte Rüdiger Ulrich ein einzigartiges Fahnenband. „Der MTV 1817 ist ein toller, lebendiger, lebensfroher und ganz moderner Verein, der sich durch Idealismus und Verantwortungsbewusstsein auszeichne, betonte Petra Regelin, Vize-Präsidentin des Rheinhessischen Turnerbundes. „Hier wird nicht geprotzt, hier wird schlichtweg gearbeitet – und hier geht es immer nur ums Gemeinwohl.“ Der MTV 1817 sei „ein wichtiger Player in der Mainzer Sportlandschaft“.
Magnus Schneider, LSB-Vizepräsident und Präsident des Sportbundes Rheinhessen, überreichte Rüdiger Ulrich diverse Präsente – unter anderem die LSB-Sportplakette und 1000 Euro von der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz – und riss die Besucher mit einem locker-flockigen Auftritt mit kabarettistischen Zügen von den Sitzen. Außerdem verlieh Schneider dem rührigen Handball-Abteilungsleiter Ansgar Kerckhoff die Sportbund-Ehrennadel.